Resilienz-Trainings auf dem Holzweg

Gastbeitrag von Fernando S. Christian, LifeDesign Studio: Harzt es im Unternehmen immer mehr, ist es heute oft modern zu versuchen, dies über das Thema Resilienz zu verbessern. Doch das eigentliche Problem wird fast immer nicht erkannt. Gelöst wird entsprechend nichts. Bei Resilienz-Trainings ist nur eines sicher: dass sie bei dieser Ausgangslage auf dem Holzweg sind.

Feuchtes Holz qualmt nur und brennt kaum. Nur zerkleinertes und aus­reichend getrocknetes Holz ergibt ein kraftvolles Feuer. Das ist der Zweck des Holzes. Doch Achtung: Holz ist nicht gleich Holz! Doch nun wieder hinüber in die Businesswelt.

Die Verlockung Resilienz-Training

„Die Mitarbeitenden sind bequem und (zu) schnell zufrieden mit der erbrachten Leistung“, höre ich als Coach Führungskräfte immer wieder klagen. „Sie könnten doch viel mehr, wenn sie nur wollten“, heisst dann meistens im Nachsatz. Dann kommt immer öfters das Gleiche: Die Resilienz der Mitarbeitenden sei zu stärken. Auf den ersten Blick eine logische Forderung, oder?

Resilienz ist die Fähigkeit eines Menschen, mit widrigen Umständen und Situationen umzugehen. Faktoren wie Optimismus, echt tragfähige Beziehungen oder Lösungs­orientie­rung ermögli­chen es dem Menschen, auch noch so grosse Krisen zu bewältigen und sogar daran zu wachsen.

 
Jörg ist Unternehmer und beschäftigt eine grosse Zahl Kopfarbeiter. Sein Unternehmen war gut etabliert, aber immer mehr begann es zu harzen. „Unsere Leute brauchen mehr Resilienz“, meinte er. So schickte Jörg seine Mitarbeitenden an ein Resilienz-Training. Das Training zeigte durchwegs gute Teil­nehmer­werte. Die Mitar­beitenden waren mit Begeiste­rung bei der Sache. Die Vorsätze eines jeden einzelnen waren zahlreich.

Nur nach einem halben Jahr war alles noch immer beim Alten. Null Fort­schritt, null Wirkung. Das passiert immer wieder.

Wenn dein einziges Werkzeug eine Axt ist, neigst du dazu, alle Probleme als Holz­scheit zu sehen!

Der fatale Denkfehler

Der Fehler von Jörg ist, dass er die Axt nahm. Ist derzeit modern, vieles über das Thema Resilienz versuchen zu erledigen. Das eigentliche Problem hat Jörg gar nicht erkannt. Gelöst war nichts. So erteilte er mir den Auftrag, die Sache auf den Prüfstand zu stellen.

Seine Einsicht reifte schnell: Es ist schlicht unmöglich, mangelnde Führungskompetenz und eine fremd­bestimmte Führungskultur mit einem Training zu korrigieren. In solchen Unternehmens­kulturen werden Kopfarbeiter oft wie Handlanger geführt. Motivation, Engage­ment und Eigeninitiative werden gekillt.

Holz ist nicht gleich Holz

Zurück zur Geschichte mit dem Feuerholz: Eben gut zerkleinern, gut lagern, und dann trocken verfeuern. Falsch! Diese Metapher lässt sich so nicht auf die Arbeitswelt übertragen! Nicht jedes Holz ist dafür bestimmt, verfeuert zu werden. Es könnte auch in der Bestimmung des Holzes liegen, ein schönes Möbel­stück zu werden, dass über lange Zeit Freude bereitet.

Wie die Resilienz erfolgreich gestärkt wird

Unsere Erfahrung und Überzeugung ist, dass Resilienz ist ein sehr persönliches Thema ist. Das gilt es, mit Bedacht und innerem Engage­ment (selbst­bestimmt) anzugehen. Somit ist es nicht geeignet, als Gruppen­training für das Team (fremd­bestimmt) herangezogen zu werden. An solch persönlichen Themen kann nur im Einzelcoaching erfolgreich gearbeitet werden.

Teilen Sie meine Überlegungen oder sehen Sie mich mit dieser Überzeugung auf dem Holzweg?

Quelle: Auch erschienen auf lifedesign.studio

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