Gastbeitrag von Fernando S. Christian, LifeDesign Studio: Das Streben nach Hochleistung ist heute in aller Munde – bei Unternehmern und Führungskräften. Sie versuchen, die Leistungsfähigkeit hochzuschrauben. Oft ist aber nicht wirklich klar, wie man das erreichen will. Nur auf die Tube zu drücken, bringt auf Dauer nicht viel – ausser eine höhere Absenzenrate beziehungsweise massive Ausfälle!
Wir sehen in der Praxis oft, dass eine nachhaltige Steigerung der Wertschöpfung im Unternehmen mit Druck erzeugt wird. Oder es wird versucht, zu sparen, effektiver zu werden, mit weniger Reserven zu arbeiten. Und das erzeugt auch Druck. Druck erzeugt aber auch hier Gegendruck. Somit kann dies keine zielführende Strategie sein.
Fakten aus der Praxis
Nachfolgende Studienergebnisse belegen, dass die Leistungsfähigkeit hochgradig von der gelebten Führungskultur abhängig ist*:
- Firmen, die in Bezug auf Mitarbeiterzufriedenheit 10-15% besser abschneiden als der Durchschnitt, haben eine um 42% bessere finanzielle Performance (Profitabilität und Wachstum).
- Firmen, die in Bezug auf hohe Standards (Teamgeist, Führen durch Zielvereinbarung, Mitarbeiterqualität) 10-15% besser abschneiden als der Durchschnitt, haben eine um 40% bessere finanzielle Performance.
- Firmen, die in Bezug auf Mitarbeiter-Coaching 10-15% besser abschneiden als der Durchschnitt, haben eine um 17% bessere finanzielle Performance.
- Firmen, die in Bezug auf Commitment, Motivation und Respekt um 10-15% besser abschneiden als der Durchschnitt, haben um 14% bessere finanzielle Performance.
Leistungsfähigkeit und mentale Gesundheit
Vor kurzem lasen wir von einer hochinteressanten Studie der Universität St. Gallen**. Bei dieser wurden rund 240 Personen befragt, die wegen einer psychischen Erkrankung am Arbeitsplatz ausgefallen sind und sich in der Folge bei der Invalidenversicherung angemeldet haben. Eine zentrale Aussage daraus: „Man weiss, dass die Führungskraft für die Zufriedenheit und die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden eine zentrale Rolle spielt. Sie prägt auch das Arbeitsumfeld.“
Zusammenhänge erkennen
Wenn wir die Mechanik verstehen, wie es zu Hochleistung kommen kann, dann wissen wir auch, wo es anzusetzen gilt. Das abgebildete Schema zeigt auf, welche drei Treiber zur Hochleistung führen.
Die Wirkungskette: Zufriedene Mitarbeiter bewirken eine höhere Qualität der Kundenbeziehungen. Und daraus ergibt sich eine nachhaltig gute finanzielle Performance. Die drei Stellhebel dazu:
- Befähigung: Mit Befähigung („empowerment“) bezeichnen wir Strategien und Massnahmen, die den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen oder Gruppen erhöhen und es ihnen ermöglichen, ihre Interessen eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten. Kopfarbeiter brauchen Gestaltungsspielräume, ein gehöriges Mass an Vertrauen sowie Selbstverantwortung.
- Mitarbeiter-Coaching: Das Mitarbeiter-Coaching umschreibt einen Führungsstil, der darauf ausgerichtet ist, Kopfarbeitern ein Führungsumfeld zur Verfügung zu stellen, in dem sie zu ihrer Höchstform auflaufen können. Dabei geht es darum, den Mitarbeiter auf seinem Weg zu fördern und zu unterstützen, einen guten Job zu machen.
- Hohe Standards: Firmen dümpeln oft im Mittelmass. Sie geben sich letztendlich mit alltäglichen Leistungen zufrieden. Da ist es nicht verwunderlich, nimmt der Geschäftserfolg ab. Oftmals herrschen alte Denk- und Handlungsweisen vor, welche heute schlicht nicht mehr genügen – mit Aussagen wie „man muss zu den Besten gehören“ oder „gute Leistungen entstehen aus guten Innovationen“. Es braucht mehr als solche Plattitüden!
Hochleistung in Ihrem Unternehmen – packen Sie es an!
Hochleistung setzt voraus, dass wir Abschied nehmen von der Idee, teure Kopfarbeiter einzustellen und sie dann wie Handlanger führen. Daher ist es sinnvoll, die Leistungsfähigkeit des eigenen Unternehmens einem Screening zu unterziehen – eine externe Sicht einzuholen und zu sehen, wie gross das Potenzial ist, hier anders zur Sache zu gehen. Wir tun dies bei unseren Kunden pragmatisch und in drei einfachen Schritten:
- Beobachtung einer Geschäftsleitungssitzung als stiller Zuschauer
- Teilnahme an drei bis vier Führungsgesprächen auf den obersten zwei Führungsebenen, in der Regel 1:1-Gespräche
- Analyse der Erkenntnisse und Reflexion dieser in einem anschliessenden Gespräch mit Ihnen sowie Aufzeigen von Lösungswegen
Mehr über einzelne Aspekte zum Thema Hochleistung lesen Sie in einem der nächsten Blogartikel.
*Quelle: David H. Maister, Practice What You Preach, 2001 (Studie in 139 Bereichen von 29 Firmen in 15 Ländern)
**Quelle: Universität St. Gallen, Center for Disability and Integration in Tages-Anzeiger „Hilfe vom Chef“, 18. April 2017
Artikel ist spannend. Es stellt sich mir die Frage, was mit Führungskräften zu tun ist, die eine grössere Gruppe führen, grossen Einfluss haben und mit Vetternwirtschaft nicht wegzubekommen bzw. zu bewegen sind?! Es gibt allerlei verschiedene Probleme im Führungsbereich und meine Frage hängt nicht so direkt mit dem Artikel zusammen aber in meinen Augen sind es solche Situationen die dazu führen. Wie sehen Sie das? Hatten Sie schon solche Fälle und sind die lösbar? Beste Grüsse, Patrick Roth
Da sprechen Sie ein Thema an, das eher eine Tretmine ist. Im Grundsatz lässt sich die Frage reduzieren auf: was braucht es, um einen veränderungsresistenten Menschen dazu zu bringen, dass er einen persönlichen Entwicklungsschritt macht. In hartnäckigen Fällen muss der Mensch in eine Krise kommen, damit er sich bewegt. Als Führungskraft „über“ dieser Person ist das relativ einfach zu machen, als jemand vom „Fussvolk“ praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Da muss dann das Leben nachhelfen…
Fazit: die Bedingungen müssen stimmen, damit man sowas angehen kann. Sonst eher die Hände davon lassen, weil es nur zu Blockaden und Frust führt. Macht Sinn, was ich da schreibe?
Guten Tag und herzlichen dank für die Rückmeldung, welche sehr sinnvoll ist. Ich gebe den Ratschlag gern so weiter damit niemand auf das Minenfeld tritt.
Beste Grüsse
Patrick Roth