Widerstand im Team – so führen Sie Passiv-Aggressive

Passiv-aggressives Verhalten ist sehr weit verbreitet. Viele Menschen sind nicht imstande, ihren Unmut und ihre Wut direkt zu kommuni­zieren. Das führt im ganzen Team zu Ärger und Frustration. Wir zeigen aus unserer Coaching­praxis, wie Sie dies erkennen und vor allem gezielt angehen können.

Sie kennen das sicher auch: die subtile Arbeits­verweigerung einiger Mitarbei­tenden. Viele Menschen haben schon von klein auf gelernt, durch Zurück­haltung und Widerstand Macht über andere Menschen auszu­üben. Es ist das Gegenteil von offener Aggression: passiv-aggressives Verhalten. Es zeigt sich durch Zurück­haltung, wirkt resignierend und kommt oft mit kritischem Unterton daher. Es wird ignoriert und abgewiesen – sogenanntes negativistisches Trotz­verhalten.

So erkennen Sie passiv-aggressives Verhalten

Passiv-aggressives Verhalten hat viele Gesichter. Dies sind die 10 häufigsten Verhaltens­weisen im Arbeits­kontext:

  1. Blickkontakt wird immer wieder vermieden und Gesprächen aus dem Weg gegangen.
  2. Es wird immer wieder mit den Augen gerollt.
  3. Es wird über andere anstatt direkt mit ihnen gesprochen.
  4. Andere werden mit Schweigen, Meiden und Ignorieren bestraft.
  5. Auch einfachste Arbeiten werden langsam ausge­führt, hinaus­gezögert oder unsauber ausge­führt.
  6. Die Schuldfrage wird immer wieder ins Zentrum gerückt und die Schuld auf andere geschoben.
  7. Es werden Gerüchte verbreitet.
  8. Es wird über die Missachtung und fehlende Achtung von anderen geklagt.
  9. Der Neid auf andere mit mehr Erfolg und Zufrieden­heit ist spürbar.
  10. Führungskräfte werden als Autorität nicht anerkannt oder gar verachtet.

An diesem ungesagten Gesagten erkennen Sie passiv-aggressives Verhalten

Was ungesagt gesagt wurde ist entscheidend. Die Aussagen sind vielfältig. Und Ihnen werden bestimmt noch viele weitere in den Sinn kommen. Sie lassen sich in 6 Themen­felder einordnen.

  1. Mangelnde Leistung und sich dumm stellen: «Daran kann ich mich nicht erinnern – hatten wir das wirklich besprochen?», «ist das so?», «macht man das so?»
  2. Doppelbotschaften: «Okay, wenn du meinst», «ist ja jetzt auch egal!», «wie du willst!», «du bist ja schliesslich der/die Chef/in», «ich kann ja nicht wissen, dass dir das wichtig ist.»
  3. Schweigen, meiden und ignorieren: Gar keine Antwort oder dann auf Ihre Frage, was denn das Problem sei, antworten: «Nein, es ist nichts – alles in Ordnung!» oder: «Ich kann dazu nichts sagen.»
  4. Lästern: «Hast du diese/diesen gesehen?!»
  5. Pseudohumor: «Du bist über­empfindlich – es war doch nur Spass!»
  6. Schuld im Zentrum: «Und jetzt bin ich wieder schuld!»

Die 4 Strategien für eine erfolgreiche Führung von passiv-aggressiven Führungs­kräften und Mitarbei­tenden

Mit situativem Führen – dem zur Situation passenden Führungs­verhalten – kommen Sie zum Erfolg. Ziel ist es, die passiv-aggressive Person zu irritieren und das Muster zu brechen. So muss sich die betreffende Person zuerst neu orientieren. Ihre geplante Vorgehens­weise geht dann nicht mehr auf. Und sofort liegt der Ball bei ihm beziehungs­weise bei ihr.

1. Direkt hinterfragen

Beenden Sie die Diskussion gleich sofort und hinter­fragen Sie direkt: «Wie muss ich das jetzt verstehen – wie hast du das genau gemeint?»

2. Ball zurückspielen

Beenden Sie die Diskussion gleich sofort und und spielen Sie den Ball zurück: «Was genau ist dein Vorschlag – was sollten wir deines Erachtens jetzt tun?»

3. Spiess umdrehen

Beenden Sie die Diskussion gleich sofort und drehen Sie den Spiess um: «Du hast dich damit entschieden, dass dir etwas anderes wichtiger ist und du diese Aufgabe jetzt nicht wie vereinbart machst?»

4. Spiegel hinhalten

Beenden Sie die Diskussion gleich sofort und halten Sie der Person den Spiegel vor: «Du hast für diese Aufgabe weit mehr Zeit gebraucht als erwartet – bist du der Meinung, dass diese Aufgabe jemand anderes übernehmen sollte?»

Ihre innere Haltung ist für den Erfolg entscheidend

In unseren Führungs­coachings sehen wir täglich, wie erfolgs­kritisch die innere Haltung und konsequent sein ist. Die Führungs­arbeit ist der wohl schwierigste, weil komplexeste Beruf überhaupt. Die 3 Faktoren sind entscheidend:

  • Bleiben Sie stets innerlich und äusserlich ruhig, geduldig und einfühlsam.
  • Sprechen Sie in Ich-Botschaft Ihre Wahrnehmungen an, setzen Sie klare Grenzen und sprechen Sie Ihre Erwartungen klar aus.
  • Bleiben Sie eng dran – nichts durchgehen lassen, kein Zögern, immer und immer wieder konfrontieren – und wenn unaus­weichlich, lassen Sie los und trennen Sie sich von der entsprechenden Person.

Wo und wie erleben Sie Widerstände in Ihrem Team? Wie steht es um die Feedback­kultur in Ihrer Organisation? Wo und wie erkennen Sie destruktives Verhalten? Wie gehen Sie damit um?

Quelle: Artikel auch erschienen auf it-markt.ch, Bild: benzoix/freepik

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